Wir müssen das Geld dorthin tragen, wo es Früchte trägt.
Stuttgart, 31. Januar 2019 | Knapp 200 Kinder werden durch ein Lernfördersystem, der Lernkaskade, in fünf Stuttgarter Schulen unterstützt. Das Projekt Bildungs-Chancen für Stuttgart ist ein Projekt des Arbeitskreises Bildungschancen im Stiftungsnetzwerk Region Stuttgart. Für sechs Jahre haben Stuttgarter Stiftungen schon eine halbe Million Euro zusammengelegt. Als Koordinatorin des Arbeitskreises Bildungschancen und Vorstand der Vector Stiftung erklärt Edith Wolf, was faire Bildungschancen sind, warum das Projekt „Bildungs-Chancen für Stuttgart“ ein Leuchtturmprojekt ist und warum doppelt so viele Schulen gefördert werden sollten.
Ein Interview mit Edith Wolf, Koordinatorin des Arbeitskreises Bildungschancen
Was ist das Neue an eurer Arbeit im Arbeitskreis Bildungschancen?
Edith Wolf: Unser Ziel geht über den üblichen Vernetzungsgedanken hinaus. Dieser Qualitätssprung ist uns sehr wichtig. Wir wollen gemeinsam in Aktion treten. Der Arbeitskreis Bildungschancen setzt sich zur Verbesserung von Bildungschancen sozial benachteiligter Kinder in der Region Stuttgart drei Ziele: Zugänge zu bestehenden Angeboten verbessern, Kompetenzerwerb fördern und dass alle Jugendliche einen Abschluss machen. Die rund 15 Stiftungen aus dem Stiftungsnetzwerk finanzieren gemeinsam Projekte, die zur Zielerreichung dieser drei Ziele beitragen.
Was versteht ihr unter „fairen Bildungschancen“?
Edith Wolf: Alle Menschen verdienen die Chance auf ein lebens- und liebenswertes Leben. Wir, als Region Stuttgart, können es uns nicht leisten, jungen Menschen keine Zukunftsperspektive zu eröffnen. Deshalb engagieren sich Stuttgarter Stiftungen gemeinsam für Bildung von sozial benachteiligten Kindern und Jugendlichen. Nur mit Bildung besteht für Kinder und Jugendliche eine echte Zukunftschance. Wenn sie die Chance auf einen Schulabschluss und eine Ausbildung bekommen, haben sie eine Perspektive auf ein selbstbestimmtes und glückliches Leben.
Ihr arbeitet bei dem Projekt „Bildungs-Chancen für Stuttgart“ mit dem Verein Chancenwerk e.V. zusammen. Kannst du das Konzept der Lernkaskaden kurz erklären?
Edith Wolf: Der Verein Chancenwerk genießt eine sehr gute Reputation und leistet nachweislich hervorragende Arbeit schon seit 2004. Er unterstützt mit seiner Lernförderung Kinder und Jugendliche mit schwierigen Startbedingungen. Mittlerweile kooperiert Chancenwerk mit 84 Schulen in 11 Bundesländern und erreicht wöchentlich mehr als 4700 Schüler. Auch in Stuttgart werden an fünf Schulen 181 jüngere Schülerinnen und Schüler zwei Mal pro Woche von 82 älteren Schülern unterstützt. Diese bekommen dafür einmal pro Woche von 26 Studierenden in einem Fach ihrer Wahl Hilfe. Eine Lernkaskade, die auf dem Prinzip Geben und Nehmen beruht. Wir trauen es Jugendlichen zu, eine Gruppe von Kindern bei ihren schulischen Aufgaben zu unterstützen. Jugendliche wie Studierende werden professionell vorbereitet und fortlaufend begleitet. Das System ist so aufgebaut, dass es für alle Schüler zugänglich ist, deren Familien sie aus finanziellen, zeitlichen oder sprachlichen Gründen nicht unterstützen können.
Wie unterstützen die fördernden Stiftungen das Projekt?
Edith Wolf: Wir Stiftungen finanzieren und begleiten dieses Projekt. Es ist mir persönlich eine Herzenssache. Dabei greifen wir auf unsere eigene Erfahrung sowie die fachliche Expertise von Chancenwerk e. V. im Umgang mit Schulen, Schulträgern und – auch das ist uns sehr wichtig – mit Behörden zurück. Es muss ja auch im Sinne der Stadtverwaltung Stuttgart sein, so ein Best-Practice-Beispiel in unserer Landeshauptstadt zu haben. Die pädagogischen Profis sind die Mitarbeiter von Chancenwerk e. V.. Der ein oder andere gute Draht zu Schulen und Behörden kommt aus dem Kreis der Förderstiftungen.
Welche Schulen werden derzeit unterstützt?
Edith Wolf: Bisher läuft das Projekt „Bildungs-Chancen für Stuttgart“ an der Brunnen-Realschule, Linden-Realschule, Realschule Ostheim, Rilke-Realschule und in der Steinenbergschule. Für dieses Angebot sorgen die Gips-Schüle-Stiftung, Heidehof Stiftung, Louis Leitz Stiftung, die Robert-Breuning-Stiftung, The Schauffler Foundation und die Vector Stiftung. Für sechs Jahre haben diese sechs Stiftungen aus dem Arbeitskreis Bildungschancen schon eine halbe Million Euro zusammengelegt.
Eure Ziele für 2019?
Edith Wolf: Wir möchten in diesem Jahr fünf weitere Schulen in der Region Stuttgart mit diesem Angebot unterstützen. Um an einer Schule die Lernkaskade anzubieten, müssen 40 Lernkaskadenplätze finanziert werden, entsprechend haben wir einen ungedeckten Bedarf von 20.000 Euro im Jahr pro Schule. Das heißt, wir wollen weitere 100.000 Euro zusammenbekommen. Wer mitfinanzieren möchte, kann sich gern bei mir melden. Ich rufe garantiert schnell zurück.